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Schätze unter Buchen

Archäologen entdeckten jahrtausende alte Siedlung im Wald

Von Manfred Schaake

Gensungen. Für die Arbeitsgemeinschaft (AG) für Vor- und Frühgeschichte in Gensungen ist es ein Glücksfall und ein großer Erfolg zugleich: Die Mitglieder Christian und Stephan Lengemann sowie Nils Georg haben im Markwald Scherben gefunden, die auf eine ehemalige Höhensiedlung hinweisen. Hier könnten vor 3500 bis 2800 Jahren vor Christi Geburt Menschen gelebt haben, schätzen die Fachmänner. Ein neuer Erfolg der Forschung, die im Gensunger Museum dokumentiert werden soll.

Christian Lengemann (25) aus Melgershausen studiert in Marburg Archäologe, sein Bruder Stephan (21) ist Auszubildender der Medientechnologie, Nils Georg (33) aus Metze Archäologe und arbeitet für das Landesamt für Denkmalpflege.

Ausgangspunkt der interessanten Funde im Wald ist die Bachelor-Arbeit von Christian Lengemann. Die Marburger Uni stellte ihm Laser-Scann-Daten zur Verfügung. Durch das Scannen des Geländes entstand ein 3 D-Modell der Landschaft. Der große Vorteil laut Lengemann: „Durch das Wegberechnen der Vegetation kann die Geländeoberfläche in Waldgebieten erfasst werden.” Diese Methode sei eine Revolution in der Archäologie, ähnlich der Luftbildarchäologie: „Sie offenbart zahlreiche neue Denkmäler wie Grabhügel, Wälle, Acker- und Siedlungsterrassen – und das zerstörungsfrei.” So werden Strukturen erkennbar, die auf eine menschliche Nutzung schließen lassen.

So wird aus der Bachelor-Arbeit Lengemanns auch ein Forschungsschwerpunkt des Museums Gensungen, dessen Träger die AG für Vor- und Frühgeschichte ist. Der angehende Buchbinder Stephan Lengemann hatte das Glück, den ersten Schatz zu finden – eine Scherbe unter der Wurzel einer Buche, die der Sturm umgeworfen hatte. Nach und nach entdeckten die Lengemann-Brüder und Nils Georg auf einer Fläche von etwa einem Hektar etwa 50 Keramikscherben. Christian Lengemann: „Die Scherben der Siedlungskeramik datieren in die vorrömische Eisenzeit (800 v. Chr. bis 0). Einige Stücke (Handhabe, kleiner Feuersteinkratzer) weisen auf eine ältere Besiedlung hin.” Lengemann geht davon aus, dass die Scherben zu einer Siedlung gehören, die 3500 bis 2800 vor Christus bestanden hat.

Wie die Menschen hier gelebt haben, weiß man laut Lengemann (noch) nicht: „Die Region ist sehr gut erforscht, aber es gibt immer wieder etwas Neues.” Darüber freut sich Jörg-Harald Rode, der Vorsitzende der AG für Vor- und Frühgeschichte: „Wir haben jungen Nachwuchs, der uns mit neuen Fundstellen konfrontiert.” Das Engagement der drei Mitglieder würdigt er im Beisein des Ehrenvorsitzenden Kurt Sänger so: „Ihr macht mit uns Weiterbildung.”

Übrigens: Der neue Fundplatz wurde dem Landesamt für Denkmalpflege gemeldet. Er ist damit vor Eingriffen wie Bebauung und Windkraftanlagen geschützt.

HINTERGRUND

Archäologisch gut untersucht

Das Gebiet der Stadt Felsberg ist archäologisch sehr gut untersucht, sagt der Archäologie-Student Christian Lengemann. Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft für Vor- und Frühgeschichte hätten bei Feldbegehungen zahlreiche Fundplätze entdeck: „Eine dichte und kontinuierliche Besiedlung kann seit dem Mittelpaläolithikum, besonders aber dem Neolitikum (Bandkeramik) nachgewiesen werden.” Das sei die Zeit 5500 bis 4800 vor Christus. Die Ausstellung im Gensunger Museum im alten Bürgermeisteramt sowie die archäologischen Wanderwege machen dies für jedermann erlebbar, sagt Lengemann. (m.s.)

eine Handhabe eines Gefäßes der Wartbergkultur (oben) und eine Randscherbe eines Gefäßes aus der vorrömischen Eisenzeit (unten) (Foto 1)
eine Handhabe eines Gefäßes der Wartbergkultur (oben) und eine Randscherbe eines Gefäßes aus der vorrömischen Eisenzeit (unten
Wertvolle Funde: Ein Teil der Scherben. Sie zeigen die typischen Verzierungen eisenzeitlicher Keramik und einen neolithischen Kratzer aus Feuerstein (Foto 2: 3 Scherben u. Kratzer);
Wertvolle Funde: Ein Teil der Scherben. Sie zeigen die typischen Verzierungen eisenzeitlicher Keramik und einen neolithischen Kratzer aus Feuerstein (Foto 2: 3 Scherben u. Kratzer);
Glück am Wurzelteller einer Buche: Hier hat Stephan Lengemann die erste Scherbe aufgelesen. Rund 50 Schätze wurden gefunden. Weitere Funde erwartet man durch eine Begehung der Arbeitsgemeinschaft für Vor- und Frühgeschichte.
Glück am Wurzelteller einer Buche: Hier hat Stephan Lengemann die erste Scherbe aufgelesen. Rund 50 Schätze wurden gefunden. Weitere Funde erwartet man durch eine Begehung der Arbeitsgemeinschaft für Vor- und Frühgeschichte.