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Archäologie zum Anfassen – 50 Jahre Vor- und Frühgeschichte in Gensungen

Eine Dauerausstellung zur Archäologie der Region von der Altsteinzeit bis ins Mittelalter, geführte Wanderungen auf vier archäologischen Pfaden rund um Felsberg, Vorträge zu Archäologie und Geschichte der Region und Archäologie zum Anfassen – so beschreibt die Arbeitsgemeinschaft (AG) für Vor- und Frühgeschichte ihr Angebot für die Heimat.

Das 50-jährige Bestehen der AG und des Museums im alten Gensunger Rathaus wird am Freitag, 19. Mai, ab 17 Uhr gefeiert. Das Museum ist künftig bis Ende Oktober samstags und sonntags von 15 bis 17 Uhr geöffnet.

Vor Corona kamen pro Jahr im Durschnitt mehr als 1000 Besucher pro Jahr, und die AG hofft, dass man mit der neuen Präsentation des Museums das Interesse nunmehr wieder wecken kann. Schließlich ist diese Dokumentation über die Besiedlung der Heimat zwischen 250 000 Jahren vor Christus bis 1250/1300 nach Christus in dieser Form einmalig in der Region. Anerkannt wurden die Leistungen der AG durch mehrere Auszeichnungen – siehe Hintergrund.
Und so hat nach den Worten von Jörg-Harald Rode, dem Vorsitzenden der AG, alles angefangen: Hermann Fröhlich, offiziell Ortsbeauftragter für Vorgeschichte von Gensungen und Umgebung, hatte sich am 26. April 1973 an die Öffentlichkeit gewandt. Er berichtete über eine dreitägige Testgrabung des Amtes für Vor- und Frühgeschichte in Marburg auf dem Sankt-Albans-Gelände in Gensungen. Fröhlich vermutete, dass die Grundmauern auf ein von irischen Mönchen errichtetes Gebäude hindeuten. Demzufolge sei Gensungen – und das sei eine wahre Sensation – älter als Fritzlar und die Büraburg.

Bereits am 1. Mai 1973 beschlossen Hermann Fröhlich und Kurt Sänger, eine AG für Vor- und Frühgeschichte zu gründen. Rode: „Sehr schnell sammelte sich um Beide eine Gruppe junger Leute, die voller Enthusiasmus Licht in die Vergangenheit Gensungens bringen wollte.“ In Abstimmung mit dem Amt für Vor- und Frühgeschichte grub man auf dem St. Albansgelände weiter. Die Fundstücke wurden im Pfarrhaus beim damaligen Pfarrer Manfred Weber deponiert. Dort gab es auch eine Restaurierungsstube. Die AG hatte damals keine eigenen Räume.
Nach der Gebietsreform wurden im alten Bürgermeisteramt – seit 1979/80 Museum – Raume frei. Aus der Museums-AG wurde zum 1. Mai 1980 der Verein für Vor- und Frühgeschichte. Im Laufe der Jahre, so erläutert Rode, erweiterte sich das Tätigkeitsfeld der AG: „Inzwischen bietet parallel zu den vor- und frühgeschichtlichen Themen auch die Volkskunde der Region einen Schwerpunkt der Arbeit.“ In einem denkmalgeschützten ehemaligen Tagelöhnerhaus sind ein Wohn- und Schlafraum, eine Schusterwerkstatt und eine Webstube zu besichtigen.
Das alte Backhaus aus Ostheim fand 1983/84 auf dem Museumsgelände einen neuen Standort und lädt heute noch zum Backen ein. Sehr viel Eigenleistung steckten die AG-Mitglieder in das Museum, den Hof, die Scheune und die Heizung. 30 Prozent der Kosten werden durch Eigenleistung und eigenes Geld finanziert, sagt Rode. Von 2011 bis 2013 gestaltete die AG vier archäologische Pfade. Tafeln informieren über die Archäologie in der Region.
Von 2016 bis 2019 wurde die Dauerausstellung attraktiver und besucherorientierter gestaltet. „Die Funde erstrahlen seither im neuen Licht“, betont Rode. Sogar auf einem virtuellen Rundgang könne das Museum mittlerweile besichtigt werden. Der Steinzeitkeller wurde mit einer Audioanlage aufgewertet – die HNA berichtete.

Hintergrund: Preise für beispielhaftes Engagement

Die AG für Vor- und Frühgeschichte hat nach Angaben ihres Vorsitzenden Jörg-Harald Rode 100 fördernde Mitglieder, aber nur zehn Aktive. Die AG ist in den vergangenen Jahren mehrfach ausgezeichnet worden. Dazu gehören unter anderem der Hessische Denkmalschutzpreis, ein Preis der Paul-Dierichs-Stiftung der HNA, der Ehrenpreis „Beispielhaftes bürgerschaftliches Engagement des Schwalm-Eder-Kreises“ sowie die Auszeichnung „Museum des Monats“ des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst. Mehrere verdiente Mitglieder sind Träger des Ehrenbriefes des Landes Hessen.

Text: Manfred Schaake

Das ehemalige Backhaus aus Ostheim hat einen neuen Standort am Museum in Gensungen und wurde am 23. Juni 1984 eingeweiht. Im Bild von oben Kurt Sänger, Gabriele Graefe, Bernd Grasse, Reiner Belz, Ellen Belz, Margot Sänger.
Das ehemalige Backhaus aus Ostheim hat einen neuen Standort am Museum in Gensungen und wurde am 23. Juni 1984 eingeweiht. Im Bild von oben Kurt Sänger, Gabriele Graefe, Bernd Grasse, Reiner Belz, Ellen Belz, Margot Sänger.
Viel Engagement für die Arbeitsgemeinschaft für Vor- und Frühgeschichte und das Museum in Gensungen: Vorstandssmitglieder und Aktive. Hinten von links Kurt Sänger, Eckhard Ude, Jörg-Harald Rode, vorn Gabriele Gräfe, Heidi Clobes, Ellen Hofmann und Margot Sänger. Fotos/Repro: Manfred Schaake