Der Lockdown am 13. März hat uns zunächst gezwungen, alle bis zum Sommer geplanten Veranstaltungen abzusagen. Der Hessische Museumsverband und der Verein für Hessische Landesgeschichte haben alle regionalen und überregionalen Veranstaltungen abgesagt. Auch unsere stille Hoffnung, im Herbst unsere Aktivitäten wieder langsam aufnehmen zu können, hat sich nun zerschlagen.
Dabei hatte das Jahr ausgesprochen hoffnungsvoll begonnen. Wir hatten bis zum 13. März schon 240 Besucher, als Corona alles jäh stoppte.
Dr. Sippels Vortrag „Wo liegt Mattium“ war überlaufen. Wir mussten viele Interessierte auf einen späteren Termin vertrösten. |
Ab diesem Zeitpunkt durften wir zwar keine Besucher mehr empfangen, aber der Vorstand ist in dieser Zeit nicht untätig gewesen.
Im April hat die Stadt Felsberg – auch auf unsere Anregung hin – den Brunnen vorm Museum, der jahrelang stillgelegen hatte, wieder zum Laufen gebracht. Das Brunnenbecken wurde gesäubert und mit einem wasserdichten Putz versehen. Jetzt läuft er wieder, vom Museum aus durch eine Zeitschaltuhr gesteuert.
Im April erreichte uns auch ein Schreiben des Deutschen Vereins für Archäologie (DVA), das ein Sofortprogramm für Museen ankündigte. Unsere Bewerbung um Aufnahme in das Programm war erfolgreich und so konnten wir im August Laubengang und Hoftor streichen lassen, Balken und Gefache vom Backhaus wurden instand gesetzt. Gleiches geschah am Tagelöhnerhaus, das sich in einem äußerst desolaten Zustand befand. Die hierfür bereitgestellten Mittel reichten allerdings nicht aus, da der Sandsteinsockel des Hauses sandgestrahlt und neu verfugt werden musste. Die Stadt Felsberg hat uns dabei unterstützt, die entstandenen Mehrkosten zu stemmen.
Mit finanzieller Unterstützung des DVA konnten wir auch unsere Computerarbeitsplätze zeitgemäß aufrüsten. Die Computer liefen mit veralteter Netzsoftware (Windows 7). Ein Update auf Windows 10 war nicht möglich, da das die Kapazität der vorhandenen Computer gesprengt hätte. Wir haben daher einen neuen leistungsfähigen Rechner mit Windows 10 gekauft und unser Netzwerk außer Betrieb genommen, denn wir benötigen für die überwiegende Menge der Dateien keine Internetverbindung und können daher unsere älteren Rechner weiter nutzen. Für jeden Rechner wurde eine externe Sicherungs-Festplatte bereitgestellt. Zugleich erleichtert uns diese Maßnahme den Umgang mit der Datenschutzrichtlinie.
Im Mai besuchte ein Redakteur von HR 4 mit den Vorsitzenden Kurt Sänger und Jörg Rode die Fundstelle des Schädels von Rhünda und interviewte sie dort über die archäologischen Pfade. Das Interview wurde am 8. Mai gesendet.
Im Zuge der Arbeiten an der Trasse der Ortsumgehung Felsberg ist am „Lohrer Kreisel“ das Fundament eines Steinhauses entdeckt worden. Die Grabung, an der Christian
Lengemann, unser 2. Vorsitzender, beteiligt war, ergab, dass das Haus im 8. Jhd. gebaut worden und um 900 abgebrannt war. Das Haus bildete wahrscheinlich den Mittelpunkt einer Hofanlage und war der Sitz einer begüterten Familie. Zum Fundmaterial gehört das Fragment einer grünen Porphyrplatte, die aus Lakonien in Griechenland stammt, im Frühmittelalter hierher gelangte und vermutlich als Altarstein oder bei Tragaltären Verwendung fand.
Mit großer Betroffenheit mussten wir im Oktober den Tod von Joachim Hübner zur Kenntnis nehmen. Joachim war einer der Gründungsväter unserer AG. Er hat an archäologischen Ausgrabungen teilgenommen und mit seinen wissenschaftlichen Abhandlungen zur Besiedlungsgeschichte des unteren Edertals wesentliche Beiträge zur Erforschung der Regionalgeschichte geleistet. Gern haben wir seinen kenntnisreichen, interessanten Vorträgen zugehört und sind ihm auf seinen Reisen in exotische Gegenden der Welt gefolgt. Bis 2019, als er den Vorsitz des Kultur- und Geschichtsverein Emstal und den Aufbau des Klostermuseums federführend übernommen hat, war Joachim bei uns aktives Mitglied. Joachim war ein wertvolles Mitarbeiter unserer AG und ein guter Freund. Wir werden ihn sehr vermissen.
Höhepunkt des Jahres war sicherlich die Verleihung der Auszeichnung „Museum des Monats“ am 25. September durch Ministerin Angela Dorn. Corona-bedingt konnte dieses Ereignis nur in kleinem Rahmen begangen werden. Die Ministerin hatte eine Stunde Zeit. Nach einer kurzen Begrüßung hat sie sich ausführlich die Ausstellung angesehen und erklären lassen, um dann in freier Rede unsere Arbeit zu würdigen und uns schließlich eine Urkunde und einen Scheck über 1000 Euro zu überreichen. Es war ein sehr angenehmer und ungezwungener Besuch.
Der letzte Termin des Jahres wird am 15. Dezember stattfinden. Dann werden wir- wegen Corona – in kleinstem Rahmen eine Zuwendung von 1000 Euro von der EAM-Stiftung erhalten. Das Preisgeld wollen wir für den eisenzeitlichen Raum im Keller des Museums verwenden, der die Atmosphäre vorgeschichtlicher Wohnbedingungen wiederzugeben sucht. Hier kann man Gebrauchsgegenstände der Zeit sehen, z.B. einen Webrahmen, aber auch mit Hilfe von Malsteinen Mehl malen, ein Steinbohrgerät bedienen und mit Pyrit und Flint Feuer schlagen. Diesen Raum wollen wir mit Geräuschen des damaligen Alltags beschallen, z.B. Umweltgeräusche (Regentropfen, Tierlaute), um ein möglichst authentisches Gefühl für die damaligen Lebensumstände zu entwickeln.